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16.Okt.2024 | Kindertrauer | 0 Kommentare

„Passt Opa denn überhaupt in eine Urne?“

S. Gören

S. Gören

Kinder trauern kreativ,
impulsiv oder auch gar nicht.

Der Verlust eines nahestehenden Menschen führt nicht nur bei Erwachsenen zu unterschiedlichen Emotionen. Neben der Planung der Bestattung stehen Eltern häufig auch vor der Aufgabe, ihren Kindern den Verlust eines nahestehenden Menschen verständlich zu machen. Nicht nur die Frage, ob sondern auch wie Eltern ihren Kindern den Tod erklären, kann neben der eigenen Trauer zu einer weiteren emotionalen Herausforderung werden.

In diesem Artikel geht es darum, Eltern das richtige Werkzeug an die Hand zu geben, damit auch die Kinder die Möglichkeit bekommen, ihre Trauer auszuleben und vor allem Abschied zu nehmen.

Kindern den Tod zu erklären, kann manchmal eine Herausforderung darstellen. Säuglinge, Kleinkinder, Kinder und auch Jugendliche haben jeweils ein unterschiedliches Verständnis zu diesem Thema und die Reaktion ist ebenso unterschiedlich, denn Trauer hat nicht immer Tränen. Sie kann sich z.B. auch auf schulische Leistungen auswirken oder auf den Appetit. Ein schneller Wechsel der Gefühlslage, wiederkehrendes Einnässen oder auch die zunehmend größere Angst um die noch lebenden Angehörigen können klassische Reaktion von Kindern auf die Trauer sein. Altersgerechte Gespräche zu führen, sollten daher im Vordergrund stehen. Informieren Sie die Schule oder die Kita, damit die sich die Kinder in ihrem strukturellen Alltag für ihre wechselnden Gefühle nicht erklären müssen. Grundsätzlich kann man jedoch davon sprechen, dass Kinder schon recht früh, etwa ab dem 3 Lebensjahr bereits unterschiedliche Vorstellungen zum Thema Tod haben, jedoch nicht gänzlich die Endgültigkeit anerkennen, sondern vielmehr als ein begrenzter Zustand, aus dem die Verstorbenen wieder aufwachen und weiterhin am Leben teilnehmen.

„Opa ist eingeschlafen“, sollte als Synonym für den Tod nicht genutzt werden

Ein offenes und ehrliches Gespräch kann dabei helfen, den Tod zu erklären. Kinder haben auch im Bezug auf das Thema Tod ihre eigenen kreativen Vorstellungen. Dies kann dazu führen, dass Kinder in ihrer kindlichen Art ungewohnte Fragen stellen wie beispielsweise „Friert Opa nicht im Sarg?“ oder „Opa passt doch gar nicht in eine Urne!“. Dabei ist es vollkommen in Ordnung, wenn Sie als Eltern nicht immer eine Antwort auf die kreativen Fragen der Kinder haben. Wichtig ist dabei, dass Sie in ehrlichen Worten die Fragen der Kinder beantworten, denn auch Kinder haben bereits ein Gespür für Ehrlichkeit. Die Erklärung sollte klar und direkt sein, da Umschreibungen zu traumatischen Belastungen führen können. Häufig verwendete Formulierungen wie beispielsweise: „Opa/Oma ist eingeschlafen“ sollten unbedingt vermieden werden, da solche Formulierungen missverstanden werden, insbesondere von Kindern, die den Unterschied zwischen Schlafen und Tod noch nicht verstehen. Stattdessen ist es wichtig, altersgerechte Erklärungen zu finden, die die Realität respektieren und gleichzeitig Trost spenden. Man könnte sagen: „Opa/Oma ist gestorben. Das bedeutet, dass der Körper nicht mehr funktioniert und sie nicht mehr bei uns sein können.“ Zudem ist wichtig, zu erklären, was mit dem unbewohnten Körper der Verstorbenen passiert. Wenn sie die Möglichkeit haben, binden Sie die Kinder bereits im Sterbeprozess ein und erklären Sie zu Lebzeiten, den Prozess über den Kreislauf des Lebens. Auch kann es hilfreich sein, wenn Sie bereits im Alltag, auch wenn es keinen akuten Anlass gibt, mit den Kindern über das Thema Sterben, Tod und Trauer sprechen. Die Angst vor dem unbekannten lässt sodann in Bedarfsfall nach, da bereits hin und wieder über das Thema gesprochen wurde.

       

Ebenso hilft es den Kindern dabei, den Tod als Teil des Lebens zu begreifen und ihre Emotionen besser zu verarbeiten. Zudem sollten Eltern den Raum bieten, in dem Kinder Fragen stellen können und diese geduldig und einfühlsam beantworten. Es ist wichtig, die individuellen Bedürfnisse des Kindes zu berücksichtigen und ihnen die Möglichkeit zu geben, die Trauer auf die eigene Weise auszudrücken, sei es durch Zeichnungen, Gespräche oder Rituale. Sie schützen Ihre Kinder nicht, in dem Sie wichtige Entscheidungen wie beispielsweise die Teilnahme an der Lebensabschiedsfeier abnehmen. Ganz in Gegenteil, unterstützen Sie Ihre Kinder dabei, für sich zu entscheiden, ob Sie teilnehmen möchten oder nicht. Auch ein Abschied am offenen Sarg kann hilfreich sein, um den Tod für die Kinder greifbar zu machen, wenn der Abschied zu Lebzeiten nicht mehr möglich war.

Rituale können Sicherheit geben und die Kinder im Trauerprozess unterstützen

Rituale spielen eine bedeutende Rolle im Trauerprozess. Sie können Kindern helfen, den Verlust zu verarbeiten und einen Abschluss zu finden. Ein gemeinsames Ritual könnte das Gestalten und Anzünden einer Kerze in Erinnerung an die verstorbene Person sein oder das Pflanzen eines Baumes als Symbol für das fortdauernde Leben. Solche Gesten können Trost spenden und das Gefühl vermitteln, dass der Verstorbene auf eine besondere Weise weiterhin Teil des Lebens bleibt.

Weiterhin ist es wichtig, dass Eltern ihre eigene Trauer nicht verbergen, da Kinder durch das Beobachten und Nachahmen lernen. Es ist in Ordnung, Gefühle zu zeigen und mit den Kindern über die eigenen Emotionen zu sprechen. Dies kann eine wertvolle Lektion für Kinder sein, dass Trauer ein natürlicher und notwendiger Prozess ist, den jeder auf seine eigene Weise erlebt.

„Das neue Zuhause für Opa/Oma aussuchen“

Insgesamt ist es entscheidend, Kindern in Zeiten der Trauer mit Verständnis, Geduld und Liebe zu begegnen. Sie benötigen nicht nur die Sicherheit und ihre gewohnte Struktur, sondern auch die Gewissheit, dass ihre Gefühle legitim sind und dass sie in ihrer Trauer nicht allein gelassen werden. Eltern können durch einfühlsame Kommunikation und unterstützende Begleitung dazu beitragen, dass Kinder lernen, mit Verlusten umzugehen und gestärkt aus dieser Erfahrung hervorzugehen. Es ist wichtig, die Kinder an die Hand zu nehmen und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich aktiv an der Organisation der Bestattung zu beteiligen. Dies kann in Form von der Sargbemalung, das Gestalten der Urne, das Malen und Mitgeben von Bildern für die Verstorbenen, das Aussuchen des Grabes und/oder der Blumendekoration sein oder das Schließen des Grabes.

An betroffene Eltern:

Es ist vollkommen in Ordnung, wenn Sie sich mit der Situation überfordert fühlen. Sprechen Sie erfahrene Bestatter*in an oder holen Sie sich Unterstützung von Trauerbegleiter*in. Was Sie keineswegs tun sollte, ist das Verschweigen des Themas.

Seren Gören
Bestattermeisterin

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